Gemeinsam entwickelt:
Fahrerassistenzsysteme zur Kollisionsvermeidung
Auffahrunfälle kennt jeder, auch jedes Verkehrsunternehmen. Manchmal sind sie unverschuldet, manchmal ist leider auch der Fahrende Schuld. Zumindest sagen das die Unfallanalysen. Da die Auffahrunfälle mit Straßenbahnbeteiligung oft sehr kostenintensiv sind und manchmal leider auch mit Personenschäden – Fahrende oder Fahrgäste – einhergehen, spricht der Arbeitsdirektor der üstra eine Frage laut aus: „Ist das Fahrerassistenzsystem für PKW eigentlich auch auf Schienenbahnen übertragbar?“.
Dank dem freundschaftlichen Kontakt zwischen Betriebs- und Werkstattleiter der üstra und VGF, entstand die Idee, dieser Frage gemeinschaftlich nachzugehen. Nach Erstellung einer Machbarkeitsstudie über die Implementierung von Fahrerassistenzsystemen wurde klar, dass die Entwicklung eines solchen Systems besser mit Hilfe der Industrie durchzuführen ist. Also wurde Kontakt mit der Firma Bosch aufgenommen und eine Forschungspartnerschaft geschlossen. Trotz der Entfernung Frankfurt – Hannover hat die Zusammenarbeit der Kolleginnen und Kollegen gut funktioniert. Selbst Treffen entweder bei der üstra oder der VGF konnten organisiert und durchgeführt werden. Ein Glück, denn gemeinsam haben sie ein FAS (Fahrerassistenzsystem) entwickeln können.
Das FAS besteht aus 3 Komponenten: einer Kamera, einem Radarsensor und einem Steuergerät. Durch den Radar werden elektromagnetische Wellen ausgesendet, die reflektierten Echos empfangen und ausgewertet. Die Kamera dient der Schienenerkennung und somit der Fahrwegerkennung. Das Steuergerät berechnet aus den Daten, ob und in welchem Abstand sich mögliche Kollisionsgefahren befinden. Erkennt das System im Gleisbereich ein Objekt und gleichzeitig wird ein von der momentanen Geschwindigkeit abhängiger Mindestabstand unterschritten, bekommt der Fahrer vom FAS eine akustische Warnung (Hupe). Diese Warnung kann der Fahrer durch Betätigung des Sifa-Schalters quittieren und die Bahn ggf. durch Bremsen zum Stillstand bringen. Wird die akustische Warnung nicht innerhalb von 2 Sekunden quittiert, wird eine Zwangsbremsung automatisch eingeleitet.
Viele Probefahrten später folgte die technische Abnahme durch die technische Aufsichtsbehörde (TAB). Interessierte Fahrende wurden in das System eingewiesen und fungieren nun als Instruktoren für das Fahrpersonal. Ihre Rückmeldungen liefern zudem ein wichtiges Feedback für die Weiterentwicklung. Bei der üstra werden mit FAS ausgerüstete Fahrzeuge seit August 2016, bei der VGF seit Februar 2017 im Linienbetrieb erfolgreich eingesetzt.